
Das Gedicht Großstadtlichter entstand aus einer Reflexion über die Verblendung, der wir alle in gewisser Weise unterliegen. Es geht nicht nur um die Großstadt, sondern um unsere allgemeine Neigung, uns von schönen, bunten Bildern ablenken zu lassen und die Probleme um uns herum zu ignorieren. Die glitzernden Lichter, die uns faszinieren, stehen symbolisch für Oberflächlichkeit, Ablenkung und unsere Bereitschaft, unangenehme Wahrheiten auszublenden.
Wir sehen nur das, was wir sehen wollen, und verdrängen das, was uns stören könnte – sei es Armut, Gewalt oder Leid. Oft glauben wir, es gehe uns nichts an, solange wir nicht direkt betroffen sind. Doch genau diese Haltung macht uns blind und gleichgültig.
Mit diesem Gedicht wollte ich nicht nur auf die Verführungen des schönen Scheins aufmerksam machen, sondern auch zur Selbstreflexion anregen: Wie oft haben wir Situationen erlebt, in denen wir hätten helfen können, aber aus Bequemlichkeit, Angst oder Gleichgültigkeit weggesehen haben? Wie oft haben wir uns von Oberflächlichkeiten ablenken lassen und dabei das Wesentliche übersehen?
Großstadtlichter ist eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Blindheit und ein Aufruf, nicht nur die Fassade zu betrachten, sondern auch den Mut zu haben, hinter die glitzernde Oberfläche zu blicken – und zu handeln, wenn es notwendig ist.
Großstadtlichter
Geblendet von dem Großstadtlicht
da existieren Sorgen nicht.
Ich laufe glücklich durch die Nacht.
Die Stadt zeigt ihre ganze Pracht.
Die Lichter locken mich heran,
sie ziehen mich in ihren Bann.
Nun hör ich, wie dort jemand schreit,
als hätten Leute einen Streit.
Ich starr hinein ins Dämmerlicht,
Ein Mann am Boden, regt sich nicht,
Die Tritte prasseln auf ihn ein.
Soll ich ihm helfen, ihn befrei’n?
Ich geh vorbei, die Nacht ist jung!
Geht mich nichts an, so sei es drum.
Doch dann zu Hause, wird mir klar,
wie blind geschlagen ich doch war.