Das Leben gleicht für mich in vielerlei Hinsicht einer Achterbahnfahrt. Es besteht aus unzähligen Höhen und Tiefen, aus Phasen des Aufstiegs und Zeiten der Abfahrt. Diese Erkenntnis machte es mir lange schwer, mich wirklich an den Momenten des Aufstiegs zu erfreuen. Denn tief in mir wusste ich: Die nächste Abfahrt ist im Grunde schon vorprogrammiert. Sobald man ganz oben angekommen ist, wenn alles harmonisch scheint, ist die Fahrt nach unten meist nicht mehr weit.
Manchmal kommen die Worte ohne Einladung. Sie schleichen sich im Halbschlaf heran, legen sich wie ein Gewicht aufs Herz und fordern, niedergeschrieben zu werden. So entstand dieses Gedicht – spontan, fast zwischen Traum und Erwachen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich beim Schreiben meines neuen Buches „Umbra Memoriae – Fragmente meines Seins“ mit vielen tiefgründigen Fragen beschäftigt habe – Fragen über das Menschsein, über Verantwortung, über Schmerz und darüber, was uns verbindet oder trennt. Vielleicht war „Bitter“ nur eine Art Nebeneffekt davon – ein Gedicht, das sich leise aus diesen Gedanken gelöst hat, bevor ich selbst verstand, was es mir sagen wollte.
Vor einigen Wochen halfen mein Mann und ich, das Haus eines verstorbenen Verwandten auszuräumen. Zwischen alten Möbeln, Kisten und Schubladen fanden wir unzählige Dinge – viele davon noch originalverpackt. Tischtücher, Porzellan, Bettwäsche, edle Gläser. Alles sorgfältig für „später“ aufgehoben. Dasselbe Bild, das ich einst schon bei meiner Großmutter sah: Dinge, die man „für gut“ beiseitelegte – für besondere Anlässe, die nie kamen.
Es gibt Bilder, die lassen mich nicht los. Szenen, die so verstörend sind, dass ich sie in Worte fassen muss – nicht, um anzuklagen, sondern um sichtbar zu machen, zu verstehen und vielleicht auch, um andere zu sensibilisieren. Vor einiger Zeit stieß ich auf Aufnahmen aus Seattle: Menschen wankten wie lebende Tote durch die Straßen, manche verharrten in grotesken Posen, andere lagen reglos am Boden.
Manchmal erreichen mich Nachrichten, die mich noch lange beschäftigen. Vor kurzem schrieb mir ein Leser, wie stark ihn mein Gedicht „Freigeist“ berührt hat. Seine Worte haben mich tief bewegt – und sie haben mir gezeigt, dass Lyrik manchmal genau da ankommt, wo sie gebraucht wird: im Innersten eines Menschen.
Es gibt Momente im Leben, die alles verändern. Momente, die wie ein Schlag in den Magen wirken und die Welt von einer Sekunde auf die andere aus den Angeln heben.