Gedicht Weltengänger Mystik

Die Idee zu diesem Gedicht kam mir mitten in der Nacht. Die erste Strophe drehte sich wie eine Endlosschleife in meinem Kopf. An Schlaf war nicht zu denken, also griff ich nach meinem Handy, um die Gedanken festzuhalten. Ich schreibe all meine Notizen auf dem Handy, weil meine Handschrift so furchtbar schlecht ist, dass ich oft nicht weiß, was ich mir selbst damit sagen wollte. Auf dem Handy kann ich später wenigstens noch ansatzweise nachvollziehen, welche Gedanken ich beim Schreiben hatte.

In dieser Nacht schien es, als hätte sich der „Weltengänger“ seinen Weg in mein Bewusstsein gebahnt. Die Worte flossen fast von selbst, als ob es der „Weltengänger“ war, der mir seine Geschichte diktierte. In kürzester Zeit war die Rohfassung des Gedichts fertig, und ich konnte endlich einschlafen.

Am nächsten Tag setzte ich mich dann mit frischem Blick an das Gedicht. Der Schlaf hatte mir eine neue Klarheit verschafft, und nun konnte ich die Zeilen verfeinern, um dem „Weltengänger“ die Stimme zu verleihen, die er verdient. Schließlich wollte ich sicherstellen, dass der „Weltengänger“ nicht nur in meinem Kopf, sondern auch für andere spürbar wird.

 

Weltengänger

Ich sehe Dinge vor der Zeit,
so wie sie sind und wie sie waren.
Ich seh‘ das Elend, Freud und Leid,
und alle drohenden Gefahren.

Als Reisender durch Zeit und Raum
war ich schon Zeuge vieler Leben.
Als Herrscher über deinen Traum
ist mir kein Ort als Ziel gegeben.

Ich leb‘ in Welten, weit entfernt,
so sehe ich die Zeit verstreichen,
und was die Menschheit nie gelernt,
das lässt im Traume sich erreichen.

So wandel‘ stets ich durch die Nacht.
Ich trag‘ das Wissen aller Zeiten,
und schwinde, wenn der Tag erwacht,
auf Pfaden, die sich endlos weiten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge
Hoffnung Hoffnungslicht

Das Leben als Achterbahnfahrt – Höhen, Tiefen und die Kunst des Dranbleibens

Das Leben gleicht für mich in vielerlei Hinsicht einer Achterbahnfahrt.
Es besteht aus unzähligen Höhen und Tiefen, aus Phasen des Aufstiegs und Zeiten der Abfahrt.
Diese Erkenntnis machte es mir lange schwer, mich wirklich an den Momenten des Aufstiegs zu erfreuen.
Denn tief in mir wusste ich: Die nächste Abfahrt ist im Grunde schon vorprogrammiert.
Sobald man ganz oben angekommen ist, wenn alles harmonisch scheint, ist die Fahrt nach unten meist nicht mehr weit.

Weiterlesen
Bitter – Ein Gedicht über Leid, Hass und die Hoffnung auf Mitgefühl

Bitter- Ein Gedicht über Leid und Hass, und die Hoffnung auf Mitgefühl

Manchmal kommen die Worte ohne Einladung.
Sie schleichen sich im Halbschlaf heran, legen sich wie ein Gewicht aufs Herz und fordern, niedergeschrieben zu werden.
So entstand dieses Gedicht – spontan, fast zwischen Traum und Erwachen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich beim Schreiben meines neuen Buches
„Umbra Memoriae – Fragmente meines Seins“
mit vielen tiefgründigen Fragen beschäftigt habe –
Fragen über das Menschsein, über Verantwortung, über Schmerz
und darüber, was uns verbindet oder trennt.

Vielleicht war „Bitter“ nur eine Art Nebeneffekt davon –
ein Gedicht, das sich leise aus diesen Gedanken gelöst hat,
bevor ich selbst verstand, was es mir sagen wollte.

Weiterlesen