Über das Gedicht „Kleiner Held“

Im Jahr 2000 wurde unser Sohn Calvin geboren – ein kleiner Mensch mit großen Augen

und einer noch größeren Neugier auf die Welt.

Schon früh zeigte sich seine besondere Gabe: das Fragenstellen.

Kaum ein Tag verging, an dem nicht eine neue, mal verblüffende,

mal tiefgründige Frage den Alltag durchbrach.
Warum ist die Wüste so heiß?
Können Fische Schluckauf bekommen?
Was macht ein Stachelschwein beim Kuscheln?
Warum … warum … warum?

Durch seine Fragen begann ich, vieles neu zu betrachten – Dinge, die ich längst als selbstverständlich hingenommen hatte.

Mit ihm an meiner Seite entdeckte ich die Welt noch einmal ganz neu: mit kindlichem Staunen, wachem Blick und offenem Herzen.
Es war eine wunderbare, lebendige Zeit – voller kleiner Gespräche, Entdeckungen

und Gedankenreisen.

Doch mit dem Eintritt in die Schule veränderte sich etwas.

Die Freude am freien Fragen wich langsam dem Bedürfnis,

selbst Antworten zu finden oder „richtig“ zu liegen. Das Staunen wurde leiser – nicht ganz verschwunden, aber vorsichtiger.

Dieses Gedicht entstand aus einer stillen Sehnsucht heraus: dem Wunsch,

uns alle daran zu erinnern, wie wertvoll diese frühen Jahre des Fragens und Staunens sind. Und wie wichtig es ist, die Welt ab und zu wieder mit den Augen eines Kindes zu betrachten – mit Neugier, Offenheit und einem Herzen voller Wunder.

„Kleiner Held“ ist deshalb mehr als ein Gedicht.
Es ist eine Liebeserklärung an das kindliche Fragen – und an einen kleinen Jungen,
der einst mein Lehrer war, ohne es zu wissen.

Kleiner Held

Durch deine Kinderfragen
wird meine Welt erst bunt.
Drum gehen wir gemeinsam
den Dingen auf den Grund:

Wie kommt es, dass der Geier
so viele Dinge weiß?
Weshalb nur ist die Wüste
denn so entsetzlich heiß?

Und wozu gibt es Kriege,
wo kommen die bloß her?
Hat jeder Engel Flügel?
Ist Abschied immer schwer?

Weshalb sind meine Füße
manchmal so schwer wie Blei?
Und wieviel gute Köche
verderben einen Brei?

Bekommen Fische Schluckauf?
Und warum fällt der Schnee?
Tun sich die Stachelschweine
beim Kuscheln denn nicht weh?

Durch deine klugen Fragen
entdecken wir die Welt.
Drum frage immer weiter
mein großer kleiner Held!

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